Sattler aus früherer Zeit hatten nicht nur genaueste Kenntnis von der Anatomie vom Pferd, auch vom Esel, Ziege und Hund war dies erforderlich.
Die optimale Zugleistung kann nur mit einem guten Geschirr und dem Wissen einer korrekten Verbindung vom Geschirr zum Wagen erfolgen, denn Druck und Scheuerstellen wurden von guten Tierhaltern auch früher tunlichst vermieden.
Das Zuggeschirr heute wird in den wenigsten Fällen noch vom Sattler angefertigt. Meistens sind es Firmen, die Hundeleinen und Halsbänder erzeugen und nach Vorgaben von Kunden oder Vereinen werden irgendwelche Konstruktionen angefertigt und diese dann von der Stange angeboten.
Dem Hund wird so ein „Gurtenmurks“ übergstreift und die Verbindung von so einem „Zuggeschirr“ zum Wagen hat meistens auch noch eine bremsende Wirkung. Das ist mit Recht als Tierquälerei zu bezeichnen.
Der Hund zieht trotz schlechter Einspannung, durch Zwang oder auf Grund seines Bewegungsdranges. Leider ist das den meisten Hundebesitzern genug.
Es ist folgendes zu beachten, will man mit gutem Gewissen die Zugtätigkeit ausüben:
1. Voraussetzung ist, dass der Hund gesund ist, keine Probleme mit den Geleken und ein gesundes Herz hat, und auch alle anderen inneren Organe normal arbeiten. Für den Wagenvorspann ist eine Schulterhöhe von ca. 50 cm aufwärts zu empfehlen. Ein langes weiches Haarkleid bedarf besonderer Beachtung und Pflege, denn Verfilzungen (besonders bei Nässe) verursachen Scheuer und offene Stellen. Die Pfoten müssen harte Ballen und gut geschlossene Zehen haben.
2. Der Wagen soll selbstverständlich in Größe und Ausstattung zu dem zum Ziehen vorgesehenen Hund passen. Ein Wagen, der mit Beladung über 20 kg wiegt, sollte mit einer Bremse ausgestattet sein. Laut Straßenverkehrsordnung sind rückwärts zwei rote und vorne an dem Deichselende ein weißer Rückstrahler zu montieren. Die Räder müssen leicht rollen. Zu beachten ist auch, je größer die Räder umso geringer der Rollwiderstand.
Überliefert ist, dass ein Hund das 4 bis 5-fache seines eigenen Körpergewichts ziehen kann. Nicht nur für so eine Leistung muss eine optimale Einspannung gegeben sein. Ein korrekt angepasstes Geschirr mit ungebrochener Verbindung der Stränge zum Schrittausgleich (Ortscheid oder Waage) und der korrekte Zug weg von der Vorderachse, ein leicht rollender Wagen (große Räder) und eine geringe Belastung von der Lenkung sind die Voraussetzungen um einen Hund einzuspannen.
Gezogen wird mit den Strängen und nie mit der Lenkung. Ist eine Deichsel oder Doppeldeichsel in Verwendung, so müssen die über den Hund hinausragen und mit dem Aufhalter bei der Deichsel sowie mit der Sattelverbindung bei der Doppeldeichsel das Aufrollen des Wagens auf den Hund verhindern. Bei der Pulkastange ist darauf zu achten, dass die verkürzte Lenkung eine große Rundung und keine spitzen Enden hat. Doppeldeichsel und Pulkastange müssen mit dem Sattel verbunden sein ohne dass die Lenkung hin und her schlingern kann und dem Hund gegen die Schulter schlägt.
War vor den heute verwendeten Materialien für das Zuggeschirr überwiegend Leder für Brustblatt und Kummet in Verwendung, so ermöglichen heute Gurte aus verschiedenen Kunststoffen eine leichtere und bessere Verarbeitung und auch eine neue Gestaltung von einem Zuggeschirr.
So ist das Pulmetgeschirr zur Zeit das einzige, welches für die Dissertation von Frau Dr. Silke Habrock ausführlich in praktischen, technischen und tierärztlichen Belangen getestet wurde.
Das Pulmetgeschirr in Verwendung:
Der Halsring muss so groß sein, damit die Verbindung zum Brustgurt nicht auf dem Brustbein aufliegt und die Verbindung zum Sattel sich nicht am Hals hoch schiebt. Der Brustgurt muss sich nach den Ellenbogen für eine Verbindung zum Sattel teilen, der Sattel muss mindestens 5 cm breit sein. Der Sattelgurt mit der Fixierschnalle für die Höheneinstellung der Schlaufe für die Lande (Doppeldeichsel, oder auch Schergabel genannt). Der Verbindungsgurt mit Schnalle und mit dem Strang zum Ortscheid muss je nach Höhenlage vom Ortscheid mittels Schnalle für den gleichmäßigen ungebrochenen Zug von oben und unten eingestellt werden. Das Ortscheid muss wesentlich breiter als der Hund sein, für die üblichen Zughunde-Rassen mindestens 42 cm.
Das Einspannen vor dem einachsigen Wagen ist für den Hund von Vorteil und am schonendsten, wenn folgendes beachtet wird: Entsprechend dem Wagen große Räder, den Zug korrekt von der Achse weg und eine Beladung, die den Wagen leicht nach rückwärts kippen lässt, so dass die Lenkung vom Wagen getragen wird. Der leere Wagen oder schlecht beladene Wagen ist für den Hund eine übermäßige Belastung. Daher bedarf es für einachsige Wagen besonderer Kenntnis, ist aber bei sachgemäßer Handhabung für den Hund von Vorteil.
Ergänzend sei noch anzumerken, dass bei einem Doppelgespann, oder wenn mehrere Hunde vor einen Wagen gespannt werden, auf die gleiche Schrittlänge zu achten ist. Tiere unterschiedlicher Größe haben keine übereinstimmende Schrittlänge und behindern sich daher gegenseitig im Zug. Nur mit der erforderlichen und ausreichenden Kenntnis der Zugtechnik sowie der Anatomie des Hundes ist man in der Lage korrekt anzuspannen.
Tierquälerei ist das nicht Beachten einer korrekten Anspannung in allen für diese Tätigkeit betreffenden Belange.